St. Wolfgang im Salzkammergut
Der Hl. St. Wolfgang als Gründer und Namensgeber
Der Ort St. Wolfgang im Salzkammergut verdankt seinen Namen und seine Gründung dem Hl. Wolfgang (924 - 994), der 972 als "armer unadeliger" Mann Bischof von Regensburg wurde. Zum Bistum Regensburg gehörte seit 831 auch das Kloster Mondsee, in dessen Einflussbereich das Waldgebiet um den "Abersee" lag. Hierher zog sich Bischof Wolfgang, der Legende nach, im Jahr 976 zurück und gründete zunächst die Einsiedelei am Falkenstein und schließlich in einer damals etwa seit 150 Jahren bestehenden Rodung an der Stelle des heutigen Ortskernes eine Kapelle, aus der später die Kirche von St. Wolfgang entstand.
Pilger zum Hl. Wolfgang
Die Kirche von St. Wolfgang wurde bereits um ca. 1100 zur Pilgerstätte und die mittelalterlichen Wallfahrten hierher gewannen mehr und mehr an Bedeutung, sodass im Pilgersegen der Diözese Konstanz 1502 St. Wolfgang unter den hauptsächlichsten heiligen Stätten genannt, und nach Rom, Einsiedeln und Aachen eingereiht wurde.
Die Wallfahrt ist auch heute noch wichtiger Bestandteil der Ortskultur. Die mächtige Kirche mit dem spätgotischen Flügelaltar von Michael Pacher (1481) ist das bedeutendste Zeugnis für das Pilgertum aus fernen Tagen, aber auch gleichzeitig Kristallisationskern für die Verbindung aus Vergangenem mit der Jetztzeit. Mit den mittelalterlichen Pilgerströmen entwickelte sich auch die Wirtschaft des Ortes. Nachdem der ganze Ort, einschließlich der ursprünglich romanischen Kirche, im Jahr 1429 einem verheerenden Brand zum Opfer gefallen war, erteilte Kaiser Sigismund bereits 1430 St. Wolfgang das Marktrecht; das war damals sicher nicht als Trostpflaster gedacht, sondern perspektivisch für die wirtschaftliche Zukunft des Ortes.
Tourismus
Der Ausbau von Straßen und Verkehrsverbindungen im 19. Jahrhundert (Salzkammergut-Lokalbahn, die damals Salzburg mit Bad Ischl verband, 1893 - 1957, Zahnradbahn auf den Schafberg, eine damals hochmoderne Bahn von St. Wolfgang auf die Spitze des Schafbergs, 1893, und heute noch in Betrieb) brachte eine neue Mobilität in die Gesellschaft. Daraus entwickelte sich als Wirtschafts-Lokomotive der Tourismus. Die beliebte Sommerfrische der Kaiserzeit, in der Adel und städtisches Bürgertum zu ausgedehnten Wanderungen aufbrachen und die Schafbergbahn als Aufstiegshilfe schätzten, um rasch zur Almjause zu kommen, oder die gemütliche Schifffahrt am Wolfgangsee zum stressfreien Genuss der lieblichen Landschaft, folgte nach dem 1. Weltkrieg ein elitärer Eventtourismus, mit Molkebädern auf der Alm und allerlei sonstigen exklusiven Späßen. 1926 gab es sogar eine regelmäßige Flugverbindung von Wien nach St. Wolfgang, mit Landung am See, direkt vor dem ehemaligen Grand Hotel. Die Operette "Im Weißen Rössl" von Ralph Benatzky wurde 1930 in Berlin uraufgeführt, sie weckte bei den Zuschauern Neugierde auf den Originalschauplatz und brachte neben zahlreichen prominenten Stars aus Kunst, Kultur und Wissenschaft auch viele Gäste nach St. Wolfgang.
St. Wolfgang heute
Heute bringt der Tourismus rund 90.000 Nächtigungen pro Jahr in den Ort und damit ist dieser kleine Ort St. Wolfgang eines der wichtigsten Touristenziele in Österreich geworden.
St. Wolfgang liegt auf einer Seehöhe von ca. 550 m, hat eine Nord-Südausdehnung von 8,1 km und in der Ost-West-Richtung sind es 10,5 km, das Gemeindegebiet umfasst 56,6 km2, wovon rund 60 % Wald und ca. 20 % landwirtschaftlich genutzte Fläche ist. Im Jänner 2012 zählte St. Wolfgang 2.848 Einwohner. Das Ortszentrum von St. Wolfgang drängt sich am Nordufer des Wolfgangsees, im westlichsten Teil der Gemeinde, zusammen. Das landwirtschaftlich dominierte Umland des Ortskernes wird heute auch durch die Bildung kleiner Siedlungskerne in den Ortschaften der Gemeinde bedrängt. Dennoch, wirtschaftlich war in St. Wolfgang immer auch die Landwirtschaft von großer Bedeutung - ihr Beitrag zur Erhaltung und Pflege der Landschaft ist unbestritten, aber in der Ertragsfähigkeit konnte sie sich mit dem Tourismus nie messen, daher entwickelte sich der Zweig "Urlaub am Bauernhof" in St. Wolfgang schon sehr früh und sehr erfolgreich und kann inzwischen neben den bestehenden 50 Hotel- und Beherbergungsbetrieben des Ortes immer noch eine ausgezeichnete Bilanz vorweisen. Neben dem Dominator Tourismus sind Handwerk und Gewerbe heute wichtige Arbeitgeber für die Bevölkerung von St. Wolfgang.
J.H.